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Das durch das Gefälle beschränkte hydraulische System machte den Bau weiterer Mühlen auf demselben Gelände schon vorhandener Mühlen unmöglich. Um das Problem zu lösen und den gestiegenen Bedarf an Mahlgut in den folgenden Jahrhunderten zu decken, wurden Arbeiten zur Erhöhung der Durchflussrate des Aquädukts durchgeführt, wie auch jeder bestehenden Mühle ein weiterer Turm (Tank) und eine Mahleinheit hinzugefügt. Auf diese Weise blieben die Lage der Mühlen und das dazwischenliegende Gefälle unverändert, aber jede Mühle konnte mit zwei Mühlsteinen ihre Produktionskapazität steigern.

Seit dem Bau der ersten Mühlen im 13. Jahrhundert waren mehr als drei Jahrhunderte vergangen und die technischen Kenntnisse hatten sich deutlich verbessert. Die Mahleinheiten wurden leichter und durch den Einsatz anderer Materialien wurde die Reibung deutlich reduziert, so dass kein so starker Wasserdruck für die Mühlräder erforderlich war. Dies ermöglichte den Bau kleinerer Türme (Tanks), die offensichtlich weniger Wasser beinhalteten.

Industrielle Ökologie
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Die ersten Konzessionen für das „molendinum in flumine Graniani“ stammen aus den Jahren 1266 und 1272. Der Bau der Mühlen und des Aquädukts erforderte eine sorgfältige Untersuchung, wo sie genau platziert werden sollen, die Analyse des Gesamtgefälles sowie der verschiedenen Teilabschnitte. Das hydraulische System des Tals sorgte dafür, dass das Wasser, das unten aus einer Mühle floss, im Aquädukt weiter in den Turm (Tank) der nächsten Mühle hineinfloss. Dies erklärt, warum der Abstand zwischen den einzelnen Mühlen nicht gleichmäßig ist, sondern von der Neigung des Geländes abhängt, auf dem sie errichtet wurden. Tatsächlich wurden von den 13 verbleibenden Mühlen, die über die gesamte Länge des Geländes von über 2 km verteilt sind, vier im steilsten Abschnitt von rund 400 Metern Länge errichtet. Die Höhe und der Durchmesser der Türme (Tanks) mussten den Anforderungen entsprechen, um den erforderlichen Wasserdruck zum Betrieb des Mahlsystems zu gewährleisten.

Hier sind die Kanalerweiterungsarbeiten zu erkennen, die den Anbau weiterer Mahleinheiten zu den bestehenden ermöglichten. Der grüne Pfeil zeigt den bereits bestehenden Kanal, der rote den späteren mit größerem Durchfluss.

Im Tal wurden keine Ruinen von Wohnhäusern gefunden, sondern nur Produktionsstätten. Dies bedeutet, dass das Tal ein „ante litteram“-Industriegebiet war, in dem Wasser als Antriebskraft Arbeiten ermöglichte, die kontinuierlich viel Energie benötigten. Es ist kein Irrglaube, dass es im Tal noch andere Aktivitäten gab, auch wenn es hierzu keine gesicherten Daten gibt.

Im Mühlental wurde etwas realisiert, das in der Geschichte nie wieder wiederholt wurde. Ein produktives Zusammenspiel industrieller Ökologie, in der Mühlen das grundlegendste natürliche Element Wasser als Energie nutzten. Eine Energie, die genutzt, aber nicht verbraucht wird, etwas, das der spätere Fortschritt nicht mehr reproduzieren konnte.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden durch den technischen Fortschritt andere Energiequellen (Kohle und Dampf) verfügbar, so dass es zur Energieversorgung nicht mehr notwendig war, sich in der Nähe von Flüssen zu befinden.

Darüber hinaus benachteiligte eine neue Mühlensteuer, die nach der Vereinigung Italiens in Kraft trat und die Anzahl der Umdrehungen des Rades und nicht die Menge des gemahlenen Mehls zählte. Es benachteiligte die kleinen Mühlen zugunsten der an den großen Flüssen gelegenen, womit das Tal seinen industriellen Wert verlor und der Grund für sein fortschreitendes Verlassen war.

Das Mühlental ist Teil der Route des antiken Weges, der von Castellammare entlang des Flusses Vernotico nach Amalfi führte. Reisende hatten die Möglichkeit, ihre Lasttiere zu tränken, bevor sie den steilen Aufstieg zum Ziel antraten.

Das Zusammenspiel vieler Mühlen nacheinander ist die Besonderheit des Ortes. Nicht eine einzelne Mühle, zum Nutzen der örtlichen Gemeinschaft, sondern eine Industrie zur Herstellung enormer Mehlmengen, über mehr als sechs Jahrhunderte lang, wurde gebaut.

Treccani-Enzyklopädie
"Industriegebiet"
Produktionsstandort, bestehend aus einer Gruppe von Unternehmen, hauptsächlich kleiner und mittlerer Größe, gekennzeichnet durch eine Tendenz zu horizontaler sowie vertikaler Integration und zur Produktionsspezialisierung, im Allgemeinen auf ein bestimmtes Gebiet konzentriert und durch eine gemeinsame historische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Erfahrung verbunden.

Das Mühlental von Gragnano war eines der ersten Industriegebiete Europas.
 

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